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Ehrenpromotion 2011 der Rechtswissenschaftlichen Fakult?t

Prof. Dr. Ada Neschke-Hentschke

Ada Neschke

Die Rechtswissenschaftliche Fakulta?t der Universita?t Zu?rich verleiht die Wu?rde einer Doktorin ehrenhalber an Frau Prof. Dr. Ada Neschke-Hentschke in Anerkennung ihres Lebenswerkes fu?r die Philosophiegeschichte des Rechts, das insbesondere die Auswirkungen und die Bedeutung der erkenntnistheoretischen, ethischen und politischen Fragen der Antike fu?r die moderne Rechts- und Staatstheorie deutlich macht.

Ada Neschke, geb. Hentschke (am 22. September 1942 in Berlin, mit deutscher und seit 2007 auch schweizerischer Staatsangeho?rigkeit) promovierte 1968 in Frankfurt am Main nach dem Studium der Klassischen Philologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Frankfurt und Heidelberg. 1977 habilitierte sie sich in Frankfurt und erhielt die venia legendi fu?r Klassische Philologie und gleichzeitig die Lehrbefugnis fu?r Philosophie. Ab 1980 lehrte sie als Professorin an der Universita?t Frankfurt Philologie und Philosophie, als Gastprofessorin an der Universita?t Charles de Gaulle / Lille III (F) 1978, 1983, 1985 und 1989/1990 auf dem Lehrstuhl Cardinal Mercier der Universita?t Louvain-la-Neuve (B). 1991 erhielt Ada Neschke einen Ruf als ordentliche Professorin fu?r Antike Philosophie und Geschichte der Philosophie an die Universita?t Lausanne, den sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 2006 ausu?bte; seither geho?rt sie der Universita?t als Honorarprofessorin an.

Ihren Forschungs- und Publikationsschwerpunkt bildet die Praktische Philosophie der Antike, hauptsa?chlich die Themen Ethik, Recht und Politik, wobei insbesondere die in der griechischen Philosophie zuerst gestellte Frage nach dem Verha?ltnis von Recht, Gerechtigkeit und Macht ihr Interesse erregte. Anlass zu dieser Frage gaben das Studium der Schrift Platons, die Gesetze und die Politik des Aristoteles. Die zentrale Rolle, welche die Klassische Politiktheorie (Platon, Aristoteles, spa?ter auch Cicero) den Pha?nomenen von Recht und Gerechtigkeit fu?r die Polis zubilligt, liess sie die Kritik Karl Poppers an Platon zuru?ckweisen und lieferte das Motiv zur Untersuchung, wie weit die an die Idee der Gerechtigkeit gebundene Herrschaft auf das mittelalterliche, neuzeitliche und moderne Denken und damit insbesondere auch auf die Ausbildung des modernen Rechtsstaates Einfluss genommen hat. Mit dem Nachweis dieses Einflusses betont sie die Bedeutung des antiken Erbes fu?r die politische Realita?t der Gegenwart und die Aufgabe der politischen Philosophie, die Frage der gerechten Herrschaft angesichts des historischen Wandels je neu zu durchdenken.

Ihre erga?nzenden Forschungsinteressen betreffen die Philosophische Anthropologie als Grundlage einer praktisch-politischen Philosophie und die Hermeneutik der Humanwissenschaften. Zu diesen drei thematischen Schwerpunkten hat sie je eine internationale Vereinigung begru?ndet, beziehungsweise mitbegru?ndet: Herme?neutique, mythe et image (Zentrum Lille), Collegium politicum (Zentrum Madrid) und Philosophische Anthropologie (Paris, Prag und Dresden). Sie ist Mitglied der International Plato Society und der Schweizer Vereinigung der Rechts- und Sozialphilosophie, in deren Vorstand sie von 2003 bis 2007 mitwirkte. Als Angeho?rige der Universita?t Lausanne war sie von 2000 bis 2002 Vizedekanin der Faculte? des lettres und leitete anschliessend, von 2003 bis 2005, das Centre le?manique d’enseignement et de recherche interdisciplinaire: Nature, sciences et socie?te?. Auf Bundesebene war Ada Neschke 1994 Mitbegru?nderin, Vize-Pra?sidentin (1994–95) und Pra?sidentin (1995–96) des Kollegiums der Schweizer Philosophieprofessoren und -professorinnen, und 1997 wurde sie in den Schweizer Wissenschaftsrat berufen (bis 1999).

Ihre bedeutendsten Buchvero?ffentlichungen sind:

  1. Politik und Philosophie bei Platon und Aristoteles. Die Stellung der NOMOI im platonischen Gesamtwerk und die Politik des Aristoteles, Frankfurt: Klostermann 1971, 2. Auflage 2004, 493 S.;
  2. Platonisme politique et the?orie du droit naturel. Contributions a? une arche?ologie de la culture politique europe?enne, Vol. I: Platonisme politique et the?orie du droit naturel dans l'Antiquite?, Leuven-Paris, Peeters, 1995, 274 S. und Contribution a? une arche?ologie de la culture politique europe?enne, Vol. II: Platonisme politique et jusnaturalisme chre?tien. D’Augustin d’Hippone a? John Locke, Leuven-Paris: Peeters, 2003, 748 S.;
  3. [Als Herausgeberin und Mitautorin] Argumenta in dialogos Platonis, Teil I. I. Platon-Interpretation und -Hermeneutik von der Antike bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Bibliotheca helvetica romana, Bd.XXXI, Basel: Schwabe, 2010, 465 S.