Navigation auf uzh.ch

Suche

Jahrespreis 2006 der Theologischen Fakult?t

Dr. Karin Schreiber

?Vergebung. Eine systematisch-theologische Untersuchung?

Die Arbeit von Frau Dr. Karin Scheiber entwickelt einen neuen Zugang zum moralischen Verst?ndnis von Vergebung. G?ngige ethische Definitionen von Vergebung (?berwindung von ?belnehmen, Wegnahme von Schuld, Revision des Urteils über begangene Tat, psychische Erleichterung für ?den T?ter? oder ?das Opfer?) führen in Aporien, und klassische Moraltheorien (Utilitarismus, vertragstheoretische Ans?tze, Kantianismus) k?nnen nur unbefriedigend erkl?ren, was unter moralischem Gesichtspunkt geschieht, wenn einer Person (etwas) vergeben wird. Die Untersuchung geht von einem modifizierten Kantianismus aus, in dessen Mittelpunkt der Begriff der ?moralischen Kommunikation? steht. Danach drücken wir in unserem Handeln anderen gegenüber eine moralische Botschaft aus (eine Botschaft der Achtung oder der Geringsch?tzung), durch die unser moralisches Verh?ltnis zu anderen aufgebaut und gest?rkt oder behindert und gesch?digt wird. Vergebung bezieht sich auf eine moralische Verletzung dieser Beziehung, also auf eine Botschaft der Geringsch?tzung, die wir durch unser Reden oder Handeln anderen gegenüber zum Ausdruck gebracht haben. Sie kann nicht stellvertretend, sondern nur durch die Person gew?hrt werden, welche von der Verletzung pers?nlich betroffen ist. Auch wenn diese ?bedingungslos? zu vergeben bereit ist, müssen die Bedingungen der M?glichkeit von Vergebung beachtet werden. Wo diese nicht bestehen, ist Vergebung nicht m?glich. So reagiert, wer vergibt, nicht direkt auf die Botschaft der moralischen Verletzung, sondern auf die Botschaft der Reue seitens der Person, die die Verletzung begangen hat. Erst die Reue gibt die Grundlage dafür ab, dass die verletzte Person die Moralit?t des anderen wieder anerkennen und in ein angemessenes Verh?ltnis wechselseitiger moralischer Anerkennung treten kann. Nur wo Reue ge?ussert wird, ist Vergebung m?glich, und nur die Person kann vergeben, die pers?nlich betroffen ist. Die Arbeit entfaltet die Implikationen dieses Gedankens sowohl im Blick auf die zwischenmenschliche Vergebung als auch im Blick auf die g?ttliche Sündenvergebung und arbeitet die ?bereinstimmungen und Differenzen zwischen dem moralischen und theologischen Verst?ndnis von Vergebung detailliert heraus.